Autokauf in Coronazeiten

Eine der Folgen der Corona-Pandemie hat die Autobranche erwischt. Sie steckt in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

2020 führten zahlreiche Gründe dazu, dass die weltweite Fahrzeugauslieferung um 14,5 Prozent zurückgegangen ist: die Kauflust der Verbraucher ist stark gebremst, Autohäuser waren zeitweilig ganz geschlossen, in der Fertigung kam es zu Ausfällen, Zulassungsbehörden waren arbeitsunfähig. Das hat allerdings nicht alle Hersteller gleichermaßen getroffen. Das Minus bei Toyota lag beispielsweise bei „nur“ 9,7 Prozent, während es bei VW mit 15,1 Prozent überdurchschnittlich hoch war. Dennoch sind die Preise gestiegen, während die Zinsen weiterhin auf einem Tiefststand verbleiben. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sieht die Situation anders aus. Er ist geradezu leergefegt. Was passiert da?

Steigende Preise für Neu- und Gebrauchtwagen

Obwohl die Verkaufszahlen zurückgegangen sind, sind die Preise für Neuwagen deutlich gestiegen. Im Jahr 2020 lag der Preisanstieg bei 8,2 Prozent. Die Preise für Gebrauchtwagen sanken zunächst, steigen dann recht schnell wieder auf Normalkurs. Mittlerweile sind die Preise stark angestiegen. Bei den Neuwagen sind Lieferprobleme verantwortlich für die Probleme. Teilweise mussten Hersteller die Produktion stoppen oder stark zurückfahren. Insbesondere der Chipmangel ist ein großes Problem. Gleichzeitig sind jedoch die Kosten gestiegen. Die Kosten für die Ausfälle kalkulieren die Hersteller auf die Preise für Neuwagen.
Bei den Gebrauchtwagen hängen die Probleme teilweise mit den Problemen bei Neuwagen zusammen. Die Lieferzeiten für Neuwagen liegen teilweise bei sechs Monaten oder einem Jahr. Wer ein Auto braucht, schaut sich bei den jungen Gebrauchten um. Die höhere Nachfrage treibt die Preise in die Höhe. Insbesondere die begehrten Modelle der bekannten Marken sind teuer geworden.

Teure Kredit über Autohändle

Die meisten Fahrzeuge sind mit Krediten finanziert. Bis vor wenigen Jahren war es eine gängige Option, eine Händler-Finanzierung in Anspruch zu nehmen. Diese Lösung war einfach und bequem für den Kunden. Der Händler hat sich um alles gekümmert und für den Kunden die notwendigen Schritte eingeleitet. Er musste nichts weiter tun, als den Kreditvertrag unterschreiben. Doch ist diese Lösung nicht unbedingt die günstigste. Es gibt keine Vergleichsmöglichkeit. Die Händler arbeiten meistens nur mit einer Bank zusammen, oft die eines Autoherstellers. Dort sind Zinsen, Preisnachlässe oder Barzahlerrabatte schwer zu verhandeln. Der Kunde kann das Angebot des Händlers annehmen oder es ablehnen. Mehr Möglichkeiten bleiben nicht. Doch auch in Coronazeiten lohnt es sich, die Kosten für eine Autofinanzierung vorab zu kalkulieren. Denn die Zinsen können sich im Schnitt um bis zu 80 Prozent unterscheiden.

Enorme Zinsunterschiede zwischen Händlerfinanzierung und Bankkredit

Die Zinsen für einen Autokredit sind so niedrig wie noch nie. Im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie lagen die Zinsen um sechs Prozent niedriger. Allerdings lässt sich das nicht pauschal auf alle Autokredite anwenden. Der Autokredit über einen Händler kann deutlich teurer sein als ein Autokredit auf dem freien Markt. Zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot liegen bis zu 80 Prozent Preisunterschied.

Warum sind die Preisunterschiede so enorm groß?

Die Angebote der Fahrzeughändler stehen außer Konkurrenz, weil sie meist mit der Bank eines Fahrzeugherstellers zusammenarbeiten. So entsteht kein Wettbewerb untereinander. Die Kreditbanken auf dem freien Markt stehen im Wettbewerb um die Kunden mit vielen anderen Anbietern. Sie sind es gewohnt, die Kunden zu umschmeicheln und zu umwerben. Dazu machen sie besonders günstige Angebote mit niedrigen Zinsen.

Zudem sind die Banken durch die Regelungen der EZB gehalten, Kredite zu vergeben. Tun sie das nicht, zahlen sie laut EZB-Einlagenzins eine Strafgebühr. Das sind aktuell -0,4 Prozent. Er gilt für alle Einlagen, die nicht als Barreserve im Tresor liegen oder in Form von Krediten oder Wertpapieren investiert sind.
Die Händlerfinanzierung ist nicht für alle Kunden die schlechteste Option. Daher ist es in jedem Fall angeraten, einen Kreditvergleich durchzuführen und das Angebot des Händlers mit den Angeboten der anderen Anbieter zu vergleichen. Es gibt für einige Kunden auch gute Gründe, eine Händlerfinanierung in Anspruch zu nehmen. Senioren beispielsweise haben auf dem Kreditmarkt häufig Probleme ein Darlehen zu bekommen. Für sie ist es eine gute Option, wenn sie über einen Händler, mit dem sie vielleicht sogar schon sehr lange eine Geschäftsbeziehung pflegen, dennoch eine Finanzierung bekommen können.

Was ist bei einem Kreditvergleich zu beachten?


Natürlich soll der Autokredit besonders günstig sein. Wer das günstigste Angebot ausfindig machen will, kommt um einen Zinsvergleich nicht herum. Mit einem umfassenden Kreditvergleich können Verbraucher schnell und einfach viele Angebote für einen Autokredit oder einen anderen Kredit einander gegenüberstellen. Die Ergebnisse lassen sich dann einfach auch mit dem Angebot des Autohändlers vergleichen. Kunden, die gut informiert sind, können dann auch beim Händler nachverhandeln. Vielleicht geht ja doch noch was und der Händler passt sein Angebot an.

Worauf kommt es aber jetzt an?

Besonders wichtig sind die Zinskonditionen. Die lassen sich ohne die Eingabe von persönlichen Daten schon ganz am Anfang vergleichen. So trennen sich direkt die teuren von den günstigen Anbietern. Dabei ist das repräsentative Beispiel interessant oder die bei vielen Angebeoten angegebene Zinssapnne. Wer einen Autokredit braucht, sollte immer einen Verwendungszweck angeben. Oft sind die Autokredite viel günstiger als Ratenkredite zur freien Verwendung. Welche Zinskonditionen ein Kunde am Ende allerdings bekommt, steht erst nach Prüfung aller Unterlagen und der persönlichen Verhältnisse fest, inklusive einer Überprüfung der Bonität. Erst nach Kreditanfrage und Prüfung erhält der Kunde das endgültige Angebot, das auch die persönlichen Verhältnisse des Antragstellers berücksichtigt.

Bei den Kreditkonditionen spielen auch die Sicherheiten eine wichtige Rolle. Wer ein Auto finanziert, kann den Fahrzeugbrief als Sicherheit hinterlegen und sich so günstigere Zinsen sichern. Einige Anbieter verzichten bei einem Fahrzeugkredit auf die Hinterlegung des Fahrzeugbriefs, verlangen dafür jedoch etwas höhere Zinsen. Rund um die Sicherheitshinterlegung gilt es einige Fragen zu klären. Darf der Kreditnehmer das Fahrzeug während der Kreditlaufzeit veräußern? Bei manchen Banken ist es erlaubt, bei anderen ist es vollkommen ausgeschlossen. Diese Frage ist deshalb wichtig, weil der Kreditnehmer sein Fahrzeug nur veräußern kann, wenn er den Fahrzeugbrief besitzt. Eine Bank die das grundsätzlich ablehnt, gibt den Fahrzeugbrief nicht heraus und hindert den Kunden damit an der Veräußerung.

Die Kreditrückzahlung muss zu den persönlichen, finanziellen Verhältnissen des Kunden passen, damit dieser die Raten auch tatsächlich jeden Monat über die gesamte Laufzeit bezahlen kann. Wer daher eine längere Laufzeit wählt, hat niedrigere monaltiche Raten, dafür aber insgesamt höhere Zinskosten. Ein sehr kurze Laufzeit geht mit geringen Zinskosten einher, allerdings sind dann die monatlichen Raten sehr hoch. Hier gilt es den passenden Weg zu finden. In der Regel ist es sinnvoll, die etwas längere Laufzeit zu wählen und die höheren Kreditkosten in Kauf zu nehmen. Kommt es zu einem finanziellen Engpass, ist die Rate in der Regel noch bezahlbar ohne gleich in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Denn ein geplatzter Kredit ist immer ein sehr teurer Kredit.
Bei den Kreditkonditionen können kostenfreie Sondertilgungen wichtig sein. Die gesetzliche Mindestmaßgabe ist eine Sondertilgung pro Jahr. Bei einem guten Kredit gibt es heute die Option, den Kredit nach einer gewissen Laufzeit jederzeit vollständig und vorzeitig zurückzahlen zu können. Gerade bei Onlinekrediten gibt es diese Option sehr häufig. Steht davon nichts im Vertrag, muss der Kunde ein Prozent der Restschuld als Vorfälligkeitsentschädigung bezahlen.

Eine Fahrzeugfinanzierung ist in der Regel nicht innerhalb von ein paar Monaten erledigt. Für die meisten ist es eine Zahlungsverpfichtung über mehrere Jahre. Die Allerwenigsten können allerdings mit Sicherheit sagen, wie sich die persönlichen Finanzen bis zum Ende der Laufzeit entwickeln. Wer das weiß, braucht in der Regel keinen Autokredit. Bei einem guten Kredit ist es möglich, die Bedingungen an sich ändernde Einkommensverhältnisse anzupassen und beispielsweise eine Ratenpause einzulegen. Das kann beispielsweise im Krankheitsfall notwendig sein, wenn der Kreditnehmer mehrere Monate Krankengeld bezieht und damit über weniger Geld verfügt. Die Ratenpause erhöht zwar einerseits die Gesamtkosten und verlängert auch die Gesamtlaufzeit. Doch sie kann helfen, eine schwierige finanzielle Lage gut zu überstehen. Bei vielen Banken sind auch Ratenanpassungen möglich, und zwar in beide Richtungen, sodass ein Kreditnehmer auch eine höhrer monatliche Rate zahlen und die Laufzeit damit verkürzen kann, wenn sich seine finanzielle Situation entsprechend verbessert hat.

Wie schnell klappt die Kreditvergabe?

Mittlerweile gibt es immer mehr Angebote mit digitalen Krediten. Bei diesen Krediten erfolgt die Beantragung vollständig digital. Von der Antragstellung über den Identitätsnachweis bis hin zur Unterschrift unter dem Kreditvertrag erfolgt alles elektronisch. Das hat den Vorteil, dass der gesamte Vorgang viel schneller geht und das Geld am Ende schneller auf dem Konto verfügbar ist. Dabei ist es allerdings wichtig, dass der Antragsteller bei Rückfragen der Bank sofort reagiert, sonst kann sich die Bearbeitungsdauer dennoch in die Länge ziehen, was am Ende den Zeitpunkt der Auszahlung verzögert.

Nicht vergessen – bei E-Fahrzeugen und Hybriden gibt es Prämien vom Staat


Wer ein reines E-Fahrzeug kauft, kann mit einigen tausend Euro Prämie rechnen, die die Kreditsumme natürlich erheblich reduziert. Auch für Hybrid-Fahrzeuge gibt es beim Kauf staatliche Förderung.

Fazit – sorgfältige Kreditwahl auch bei niedrigen Zinsen sehr wichtig

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sieht die Situation nicht viel anders aus. Das Angebot ist knapp, die Preise nach oben geschnellt. Gerade bei den beliebten Fahrzeugen sind die Preise enorm angestiegen. Schon hier müssen Interessenten und Käufer anfangen zu vergleichen. Auch bei den Neufahrzeugen sind Preissteigerungen zu beobachten. Aber bei den Neuwagen ist die Wartezeit derzeit das größere Problem und nicht der Preis. Rund um die Finanzierung können Käufer trotzdem sparen, weil die Zinsen derzeit extrem niedrig sind. Wer hier mit Bedacht die Angebote vergleicht und sie der Händlerfinanzierung gegenüberstellt, kann am Ende einiges an Geld sparen.

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