Wirtschaftsstimmung im Nachbarland nimmt immer weiter ab

Auch wenn der große Nachbar Deutschland in Österreich gerne mit Argwohn betrachtet wird, so ist das Land wirtschaftlich gesehen ein äußerst wichtiger Indikator für die gesamte EU. Es handelt sich um das Land mit den meisten Einwohnern, der größten Volkswirtschaft und mit dem meisten Einfluss in der Europäischen Union. Deshalb ist es natürlich auch für die österreichische Wirtschaft wichtig zu beachten, welche Zahlen zur aktuellen Wirtschaftsstimmung in Deutschland veröffentlicht werden. Hierzu nun die aktuellen Ergebnisse.

Was sagen Ifo-Index und Konsumklimaindex?

Es gibt zwei sehr wichtige Maßstäbe in Deutschland, um die Stimmungen in der Wirtschaft festzumachen. Das erste Instrument ist der Ifo-Index. Hierfür werden Monat für Monat um die 7.000 Unternehmen befragt. Das zweite Instrument ist der Konsumklimaindex, der von der GfK erhoben wird. Diese beiden Faktoren haben zugenommen. Hier die Zahlen für den Monat November:

  • Ifo-Index: 103,2
  • Verbraucherstimmung: 8,5

Wie sind die Zahlen zu interpretieren?
Dazu gilt es aufzuschlüsseln, was eigentlich erhoben wird. Der Ifo-Index misst folgende vier Faktoren:

  • gegenwärtige Geschäftslage
  • Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr
  • Nachfragesituation
  • Anzahl der Beschäftigten

Das Allzeittief wurde Dezember 2008 mit 78,5 Punkten erzielt. Das Allzeithoch wurde im Februar 2011 mit 115,4 Punkten gemessen. Die aktuelle Lage mit 103,2 ist also nicht unbedingt schlecht. Der Wert im Vormonat betrug allerdings 104,7. Das bedeutet, dass der Wert zum sechsten Mal in Folge abgesunken ist. Der Konsumklimaindex besteht aus folgenden drei Werten:

  • Konjunkturerwartung
  • Einkommenserwartung
  • Konsum- und Anschaffungsneigung

An dieser Stelle gibt es positive Meldungen zu berichten. So ist dieser im November in Deutschland von 8,4 auf 8,5 Punkte angestiegen. Das heißt, dass sich die Verbraucher von der sich vermeintlich schlechter werdenden wirtschaftlichen Lage nicht unbedingt beeindrucken lassen. Womöglich ist dies aber auch darauf zurückzuführen, dass Weihnachten nicht mehr allzu weit entfernt liegt. Schließlich handelt es sich hierbei um die mit Abstand stärkste Konsumzeit im Jahr. Viele Geschäfte machen in diesem Zeitraum rund ein Drittel des Jahresumsatzes.

Worauf sind die unterschiedlichen Zahlen zurückzuführen?

Wir haben auf der einen Seite den Ifo-Index, der seit Monaten sinkt. Auf der anderen Seite ist der Konsumklimaindex im Aufschwung. Was fangen wir in Österreich nun mit diesen Zahlen an? Ganz klar ist auf jeden Fall, dass deutsche Unternehmen um die Stabilität in der EU fürchten. Die Krise in der Ukraine ist bis jetzt noch nicht überwunden. Es handelt sich schließlich um kriegerische Zustände, die vor unserer Haustür stattfinden. Das dämpft Exporterwartungen und Investitionsfreude im Ausland. Auch der Nahe Osten ist wieder einmal als äußerst instabil anzusehen. Unternehmen bzw. Verantwortliche in Unternehmen müssen geopolitische Variablen in ihr tägliches Geschäftsdenken miteinberechnen und sehen deshalb die Aussichten etwas trüber. Der einfache Verbraucher wird hin und wieder mit diesen Zuständen konfrontiert, ist davon aber nicht unmittelbar betroffen, weshalb die Konsumfreude nicht unbedingt nachlässt. Beide Indizes zusammengenommen geben ein gutes Bild der deutschen Gesellschaft ab. Die Wirtschaft wird in absehbarer Zeit keine großen Sprünge machen, was im Umkehrschluss auch Österreich und die EU betrifft.

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