Warum spielt für viele junge Österreicher der Traum vom trauten Eigenheim keine Rolle mehr?

Rund 55 Prozent der Österreicher wohnen in einem Eigenheim. Der EU-Durchschnitt liegt bei 69,3 Prozent. Die wenigsten Mieter sind mit ihrer Wohnsituation durch und durch zufrieden. Zahlreiche Mieter würden allzu gerne eine eigene Immobilie besitzen. Doch für viele Menschen in Österreich scheint der Weg dorthin schier unerreichbar zu sein. Von all den lästigen Themen wie Maklergebühren, Kaufpreise, Kaufnebenkosten, Baufinanzierung, Ratentilgung, Grunderwerbssteuer, Notar etc. abgesehen: Der Hauptgrund, warum der Erwerb eines Eigenheims für viele keine Rolle mehr spielt, ist von realistischer Natur. Es mangelt einfach am dafür notwendigen Kapital. Doch es gibt noch andere Gründe.

Die meisten jungen Menschen verdienen zu wenig

Trotz Ausbildung und einem erlernten Beruf fällt vielen jungen Menschen der Einstieg in die Arbeitswelt nicht leicht. Eine Familie zu gründen und etwas für die Zukunft aufzubauen, erscheint vielen jungen Erwachsenen als etwas Antiquiertes. Die Großeltern und Eltern in den famosen goldenen Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch bereit, für etwas zu sparen und auf vieles zu verzichten, um sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllen zu können. Doch junge Erwachsene betrachten ihr Leben heutzutage oft aus einer ganz anderen Perspektive.

Die allerwenigsten jungen Leute verfügen über ein entsprechendes Eigenkapital

Da ein großer Anteil der Erwerbstätigen von der jungen Generation mehr schlecht als recht durch den Monat kommt, fehlen schlichtweg die Möglichkeiten und natürlich auch die Ambition, monatlich Geld beiseitezulegen. Doch für die Realisierung eines Eigenheims benötigt man Eigenkapital. Die Traumimmobilie der Österreicher ist im Durchschnitt 112 Quadratmeter groß. Aber erst ab einer gewissen Summe an Eigenkapital (mindestens 50.000 Euro) ist der berufstätige Mensch überhaupt erst in der Position, von der Bank einen Kredit zu erhalten.

Keine Lust auf Sparflamme und Baufinanzierung: Lieber so leben, als gäbe es kein Morgen!

Der ganze Globus wird von den Notenbanken in billigem Geld ertränkt. So wie der Preis des Geldes, so sinkt auch der Zins auf Rekordtiefe in den Keller. Eine Welt, die geradezu geschaffen scheint für all jene jungen Leute, die den Traum vom Eigenheim träumen. Die Realität sieht bei den jungen Berufstätigen aber oftmals ganz anders aus. Verzichten und Sparen sind nicht unbedingt jene Schlagwörter, mit denen sie etwas anfangen können. Eine Beziehung am Laufen halten, Kinder in die Welt setzen – und dabei die eigene Identität finden und sich verwirklichen. Das allein genügt vielen, um an ihre Grenzen der Belastbarkeit zu stoßen. Sich dann auch noch mit einer Baufinanzierung fürs traute Heim auseinanderzusetzen, wobei von jahrzehntelangen Raten- und Zinstilgungen die Rede ist? Das hemmt viele, den Traum vom Eigenheim in Angriff nehmen zu wollen. Viel einfacher ist es doch im Jetzt zu leben und nicht zu viel an die Zukunft zu denken.

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