Berufsunfähigkeitsversicherung – Das Geschäft mit der Angst

Selbstverständlich ängstigt die Vorstellung keine Leistung mehr bringen zu können, um die eigene Familie zu versorgen. Doch dient eine privat Berufsunfähigkeitsversicherung nur dazu diese Ängste zu vertreiben oder bietet sie tatsächlich das Sicherheitsnetz mit dem die meisten Versicherungen werben? Die Verbraucherschützer und Medien stehen den Versprechungen einer BU eher kritisch gegenüber. Wir wollen einige Argumente besprechen, welche zeigen, dass fast immer nur die Versicherungsunternehmen von den Policen profitieren.

Die Arbeitswelt hat sich stark verändert

Die Generation unserer Großeltern und vielleicht sogar noch unserer Mütter und Väter arbeitete ihr ganzes Leben lang für einen einzigen Betrieb. Das gilt heute eher als gescheiterte Karriere. So kann es immer sein, dass die Berufsunfähigkeit in einem Job nur neue Chancen für eine alternative Beschäftigung eröffnet. In manchen Fällen zahlt die Versicherung nicht einmal, wenn ein anderer Beruf ausgeführt werden kann.

Welcher Risikogruppe gehört der eigene Beruf an?

Unterschiedliche Beschäftigungen sind natürlich mit unterschiedlichen Risiken für die Gesundheit und körperlichen Anforderungen verbunden. Für einen Bauarbeiter zahlt sich eine BU leichter aus als für einen Anwalt. Die Anbieter möchten aber eher Personen versichern, die möglichst spät oder im besten Fall gar keine Leistungen in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund wird viel Werbung mit Mode-Krankheiten, wie „Burn out“, gemacht. So sollen Berufsgruppen angesprochen werden, die kaum ein BU Risiko haben und leicht einer alternativen Beschäftigung nachgehen können. Jeder Versicherungsnehmer muss sich also die Frage stellen wie real die Angst vor der Erwerbslosigkeit in seinem Job tatsächlich ist. Auf der anderen Seite erlaubt der Staat für Menschen mit schwerer Arbeit eine frühere Pensionierung und gerade in Österreich fangt eben schon das dichte soziale Netz viel der Risiken auf. In Deutschland hält dieses Netz beispielsweise nicht so stark und folglich besitzt die Berufsunfähigkeitsversicherung dort mehr Popularität.

Ein ganzer Wald voll Klauseln

Kaum ein anderer Versicherungsvertrag im privaten Bereich ist derart komplex aufgebaut wie die Berufsunfähigkeitsversicherung. Manchmal wird nicht gezahlt, wenn der Unfall in der Freizeit passierte. Dann richtet sich die Leistung nach dem genauen Grad der Unfähigkeit, wenn tatsächlich keine andere Arbeit ausführbar ist. Es braucht wirklich eine sehr lange Sitzung mit dem Versicherungsberater oder einer unabhängigen Stelle (z.B. bei der Arbeiterkammer) um alle Klauseln genau zu verstehen. Zusätzlich erhöhen sich die Kosten bei der Streichung jeder Einschränkung. Es wird also ein sehr schmaler Grad begangen, wenn es darum geht einen Vertrag zu finden, der ausreichend schützt und sich trotzdem noch lohnt. Gerade in Österreich sollte folglich jeder andere mögliche Schutz erwogen werden, bevor ein BU Versicherung in Frage kommt.

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