Wer trägt die Steuerlast? – eine wissenschaftliche Betrachtung

Die Diskussionen rund um die kommende Steuerreform wollen nicht abflauen und werden im Gegenteil immer hitziger. Wir wollen uns in diesem Beitrag der Frage widmen mit welchen Informationen die Politiker teilweise beratet werden, um auf ihre jeweiligen Sichtweisen zu kommen. Natürlich sind viele der Aussagen von Volkswirten sehr komplex, aber wir können zumindest eine Überlegung hier darlegen, welche einiges an Zündstoff für weitere Debatten hat.

Wer trägt die Steuerlast wirklich?

Rein gesetzlich sollte es so sein, dass die Arbeitnehmer einen Teil der Steuerlast tragen (rund 18 % in den meisten Fällen) und die Arbeitgeber einen geringfügig höheren Teil. Wir klammern hier aus Gründen der verständlichen Erklärung die Sozialabgaben aus, die natürlich ebenfalls einen großen Teil der Gesamtabgaben ausmachen.

Volkswirtschaftliche Theorien können aber in bestimmten Situationen belegen, dass diese gesetzliche Bestimmung keine wirklichen praktischen Auswirkungen hat. Der entscheidende Faktor für diese Theorien ist die Elastizität der Nachfrage nach Arbeit. Denn bei inelastischer Nachfrage nach Arbeit durch die Angestellten und Arbeiter tragen sie die komplette Steuerlast, selbst wenn der Arbeitgeber auf dem Papier einen Teil davon abführt. Das klingt zunächst vielleicht etwas unverständlich, aber nach einer kurzen Erklärung wird es bald einleuchten.

Inelastische Nachfrage nach Arbeit bedeutet nämlich nichts anderes, als dass Arbeitnehmer nicht darauf reagieren können oder wollen wie sie bezahlt werden, da sie das Geld unbedingt zum Leben brauchen. Sie kündigen ihren Job einfach nicht, selbst wenn Gehaltskürzungen vorgenommen werden. In diesem Fall kann der Arbeitgeber praktisch gesehen seinen Teil der Steuerabgaben lange bevor er sie abgibt finanzieren, indem den Arbeitern und Angestellten einfach weniger bezahlt wird. Er holt sich seinen Teil der Abgabe einfach vom Arbeiter über den schnellen Umweg des geringeren Lohns.

Das ist durchaus ein Problem, wenn wir an die kommende Steuerreform denken. Denn wie sich jeder vorstellen kann, wird die Nachfrage immer inelastischer, je mehr Arbeitslosigkeit vorherrscht. Die Arbeitnehmer können sich immer weniger aussuchen, zu welchem Gehalt sie arbeiten, wenn sie nur froh sein müssen, überhaupt einen Job zu haben.

Fazit

Wenn sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt also nicht verbessert, wird der Effekt des verringerten Einkommenssteuersatzes praktisch kaum vorhanden sein, denn gerade Kleinverdiener zahlen den Steueranteil, den eigentlich der Arbeitgeber begleichen sollte, zu einem großen Teil mit. Die Bekämpfung dieses Problems sollte das wahre Ziel einer Steuerreform sein.

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